Nach dem vollen Erfolg im letzten Jahr ging die Kanureise der SG in diesem Jahr in ihre vierte Auflage. Traditionell begann die Tour mit Kentertraining in Mirow, bevor wir am Samstag zur Rundtour in See stachen. Zumindest in den ersten Tagen hatte das Wetter Karibikpotenzial, und die Abende wurden wie gewohnt mit Werwolf am Lagerfeuer oder Meiern verbracht. Neben den sieben Tagesstrecken im Kanu, stellten wir unser uneingeschränktes Können auch noch in einigen anderen Sportarten unter Beweis: Beachvolleyball, Wikingerschach, Schwimmen in zahlreichen Mecklenburger Seen und für die Fanatiker unter uns natürlich auch Tischtennis standen auf dem Programm. Beim Beachvolleyball musste sich unsere Hamburger Topauswahl leider ganz knapp im fünften Satz einer zusammengewürfelten Mädchengruppe im Waldstadion Drewensee geschlagen geben. Unser Selbstbewusstsein konnten wir dann bei den Mirow Open am Steintisch mit Brettchen wieder ein wenig aufbessern. Noch mehr Zuschauer als dieses Topevent konnte allerdings unser Spiel „A zerstören“ am Zierensee verzeichnen. Die Reaktionen der anderen Camper auf das weitläufige Versteck- und Fangspiel waren jedoch sehr unterschiedlich, als wir die Ruhe auf dem Campingplatz ein wenig unterbrachen. Während die einen selbstlos ihr Zelt als Versteck anboten, beschwerten sich andere über „Hausfriedensbruch“ und zu schnittige Kurven um ihre Wohnwagenterrasse. Ob aus Rache oder Bewunderung werden wir wohl nie erfahren, jedenfalls schienen unsere Nachbarn dort, eine freiwillige Feuerwehr, unbedingt ein Andenken von uns behalten zu wollen. So kam es, dass am Drewensee einer der Seesäcke schmerzlich vermisst wurde, und dieser nach einer Autofahrt durch Wald und Wiesen schließlich im Gruppenzelt besagter Feuerwehr wieder auftauchte.
Alles hätte also wieder gut sein und der zweite Ruhetag ohne größere Dramatik enden können, aber da hatten wir die Rechnung ohne Deutschlands schlechtesten Sommer seit Langem gemacht. Schon auf dem Weg zum Drewensee hatten wir bei einem großen Schauer unter Bäumen Schutz suchen und vor der Weiterfahrt erst mal die Boote mit Hilfe unserer Schuhe ausschöpfen müssen. Ähnlich sinnflutartige Mengen Wasser kamen in der siebten Nacht herunter, sodass Maiken und Csongor schließlich in ihrem Privatsee campten und eine nächtliche Umzugsaktion eingeleitet wurde, bei der wohl die zukünftige Standardlösung für zu regnerische Nächte entwickelt wurde: Denn wer braucht schon ein Außenzelt, wenn man sich aus Bierzeltgarnitur und Pavillon im Handumdrehen zwei Fünf-Sterne-Schlafplätze schaffen bauen kann?
Neben Sport kam natürlich auch die Kultur auf dieser Reise nicht zu kurz: Gleich am dritten Abend überschnitten sich unsere Tourdaten mit denen von Anke. An ihrem Plastiklagerfeuer sitzend sang sie in diesem Jahr nicht mehr über den Frosch namens Mozart, sondern klärte uns auf, was Männer im Baumarkt machen, während draußen die Frau parkt. Einige Tapfere hielten es sogar ohne größere Gesichtsentgleisungen in den ersten Reihen aus; wer seine Belustigung nicht so gut verstecken konnte, suchte sich einen versteckten Platz in Hörweite der Bühne.
Der genaue Gegenpol zu dieser Unterhaltung war das nächtliche Kanufahren am vorletzen Abend, mit dem wir auch Agathes Geburtstag feierten. Durch einen kleinen Flusslauf erreichte man einen versteckten See, von dem aus die Sterne noch heller schienen und einige beim Sternschnuppengucken gleich selbst ins Land der Träume fielen. Der Anblick konnte den Sonnenuntergang des Vorabends wohl doch noch knapp toppen.
Die Beiträge mit dem höchsten kulturellen Wert bewahrten wir uns allerdings für den Abschlussabend auf. Zwei Tage lang feilten die Wunschbootpaarungen an ihren Darbietungen und die Ergebnisse, sowieso deren Vielfalt konnte sich sehen lassen: Jule und Agathe parodierten deutsch-französische Verständnisprobleme, Quizmaster Dieter und seine Assistentin Maiken entfachten einen Wissenskampf zwischen den Oldies, Tomatibos und Papillons, Kassandra und Katha entführten in unbekannte Fantasiewelten und das Kommissarenteam Lilli/Merle rief zur Zeugenbefragung um das verschwundene Etwas. Auch bei Hendrik und Judah musste gerätselt werden, um wen es sich in der Strophe des Gedichts denn überhaupt handelte, Jakob und Csongor ließen den Rollmops bei DR. EI antanzen, Lena und Kates Geschichte wird mit Sicherheit ein weltweiter Bestseller und bei wem die Informationsvermittlung in den 12 Tagen zu kurz gekommen war, konnte sich von den Nachrichtensprechern Tobi und Christopher über die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Tage aufklären lassen.
Nach 12 Tagen Sport, Kultur und Natur pur kamen wir schließlich alle wieder in Hamburg an, etwas erschöpft, froh über Musik und unbegrenzte Duschzeiten, aber rundum zufrieden.
Von Merle W.