Oster-Cup Flensburg 2024

Den letztjährigen Flensburgbericht schloss ich mit folgenden Worten: Ich freue mich auf nächstes Jahr, wenn der Wecker wieder um 06:00 klingelt und wir eine weitere Chance bekommen Trends zu setzen“. Diese Aussage muss ich revidieren. Dieses Jahr klingelte der Wecker bereits um 05:00.

Dazu gab es allerdings einen guten Grund, das bereits angesprochene Trendsetter-Gen hat zugeschlagen. Aber alles von Anfang an.

Als mich CD mit der diesjährigen Turnierplanung betraute, zeichnete sich schnell ein Problem ab: wir werden kein Auto zur Verfügung haben. Not macht bekanntlich erfinderisch und so hatte das Trainerteam die Idee auf‘s Zweirad umzusteigen. Zumindest in Flensburg. Bis Flensburg können wir mit der DB fahren. Das wäre doch mal ein schönes Abenteuer für unsere Kinder, meinte CD. Sowas sagt sich leicht, vor allem, wenn man selbst nicht mitfährt. Allerdings war es die einzige Idee, die funktionierte. Das Fahrrad bietet auch einige Vorteile: Nicht nur ist es ökologisch nachhaltig, mit dem Fahrrad zu fahren, sondern das Aufwärmen an der Halle würde auch komplett wegfallen und wir sind superflexibel. Mit diesen eindeutig positiven Argumenten pro Fahrrad fragten wir die Kinder, ob sie Lust auf eine Turnierreise auf Fahrrädern hätten. Nachdem sich alle klar fürs Auto ausgesprochen haben, aber das Fahrrad für „ok“ befanden, stand der Turnierreise auf zwei Rädern nichts mehr im Wege.

Das bringt mich zum eigentlichen Start unserer Turnierreise. Treffpunkt war pünktlich um 06:20 am Hamburger HBF, deshalb musste der Wecker auch so früh klingeln. Malte, Eddi, Eilas und Grone waren auch pünktlich da. Nur Daniel ließ auf sich warten. Als er mit 5 min Verspätung ankam, begrüßte er mich mit den Worten „den ersten Unfall haben wir schonmal abgehakt“. Wie sich herausstellte, hat er sich auf dem hinweg bereits einmal mit dem Fahrrad hingelegt. „Das geht ja super los“, dachte ich und hoffte inständig, dass jetzt alles gut wird. Glücklicherweise bewahrheitete sich diese Hoffnung. Zumindest bis zur Fahrkartenkontrolle zwischen Hamburg und Neumünster. Irgendwo zwischen Elmshorn und Brokstedt trat eine mittelgroße, mittelalte Frau in einer mittelmäßig passenden Uniform auf uns zu, um nach unseren Karten zu fragen. Das war kein Problem. Malte, Daniel, Elias und Grone hatten alle Deutschlandtickets und für Eddi und mich hatte ich vorher ein Online-Schleswig-Holstein-Ticket gekauft. Zumindest habe ich das gedacht. Als die Kontrolleurin mir sagte, dass ich nur eine Einzelkarte im Schleswig-Holstein Tarif gebucht habe und Eddi keine Fahrkarte hat, wurde mir ganz anders. Glücklicherweise hat sie mir erlaubt, eine Kinderkarte für Eddi zu kaufen. Während ich dieses online nachkaufte, probierte Elias sein abgelaufes Deutschlandticket vorzuzeigen. Das akzeptierte die Kontrolleurin nicht. Schnell kramte Elias allerdings sein gültiges Ticket heraus. Als ich ihr Eddis neuerworbene Kinderkarte vorzeugen konnte, dachte ich, dass wir jetzt wirklich alle ganz entspannt nach Flensburg reisen können, wo wir ja jetzt alle Tickets haben. In diesem Moment fragte die Kontrolleurin mich nach den sechs Fahrradkarten für unsere Fahrräder. Das Einzige, was in diesem Moment nicht entgleiste, war der Zug. An meiner Mimik erkannte sie, dass ich auch diese Tickets nicht gekauft hatte. Als ich auch diese Tickets nachgekauft hatte, stand einer guten Turnierfahrt nun aber wirklich nichts mehr im Weg.

In Flensburg angekommen ging es auch direkt zur Halle. Ich hatte drei Fahrradtaschen dabei, die anderen hatten Reise- bzw- Sporttaschen dabei. Dass diese nicht für den Gepäckträger gemacht sind, bewies uns die Tasche von Elias, als sie rekordverdächtige fünfmal innerhalb von drei Minuten vom Gepäckträger runterrutschte.

Endlich an der Halle angekommen, blieb Christophers Abwesenheit nicht lange unbemerkt. Begrüßt wurde ich an der Turnierleitung mit den Worten „Na, ihr auch wieder da? Wo habt ihr den Chef gelassen?“. CD ist einfach eine Instanz bei diesem Turnier, genau wie Ängbys Papa Schlumpf.

Kaum angekommen, ging es auch direkt los. In einer sehr starken Gruppe hatten wir zugegebenermaßen allerdings nichts zu melden. Unsere Zeit würde allerdings noch kommen. Deshalb springen wir zur Radtour zur Jugendherberge.

Wer behauptet, dass es im Norden nur flaches Land gibt, hat noch nie eine Fahrradtour durch Flensburg gemacht. Genau zwischen unserer Jugendherberge und der Halle erstreckt sich nämlich der Friesische Berg. Mit einer Länge von 1,2km überbrückt er 46 Höhenmeter. Dieser Berg wurde von den Kindern allerdings nur der Todesberg genannt, weil er „todes hoch“ und „todes anstrengend“ zu befahren sei. Als wir alle durchgeschwitzt am Basislager Jugendherberge angekommen sind, wurde bei einer bestellten Pizza ein paar Runden gemeiert. Nach einer kleinen Regeleinführung haben fast alle die Regeln verstanden, nur Malte hatte noch so seine Probleme. So dachte er, dass ein Zweierpasch immer dann vorliege, wenn unter dem Würfelbecher zwei Würfel liegen würden und wunderte sich, dass wir ihm seinen vierten Zweierpasch in Folge nicht ganz abkauften. Auch seine erwürfelte 0 durchschauten wir sofort. Erstaunlicherweise konnte Malte fast jede Runde für sich entscheiden und das obwohl er die Regeln offensichtlich nicht verstanden hatte. Nichtsdestotrotz war Malte das Maß aller Dinge an diesem Abend und wir mussten uns neidlos geschlagen geben. Das frühe Aufstehen und anstrengende Sportprogramm hatte den Vorteil, dass alle früh ins Bett wollten und so verlief die Nacht ruhig.

Am nächsten Morgen fand nach einer weiteren Bergüberquerung der Einzelwettbewerb statt. Dort starteten Daniel und Elias in der U19 Konkurrenz und Eddi und Malte in der U15 Konkurrenz. In den Konkurrenzen haben alle unsere Jungs ein großartiges Turnier gespielt. Malte hat es in einer Todesgruppe geschafft, eine positive Bilanz zu erspielen, Eddi hat gegen einen kleinen Dänen das Spiel seines Lebens gewonnen und Elias hat gegen einen anderen Dänen leidenschaftlich gekämpft. Für alle drei war das Turnier allerdings in den unmittelbaren Phasen nach der Gruppe vorbei. Es fehlt nur noch Daniel. Für Daniel war es ein besonderer Turniertag, da seine gesamte Familie inklusive Oma und Opa angereist sind, um ihn spielen zu sehen und ihn einen Tag früher abzuholen. Diese Extramotivation konnte man förmlich spüren. Nach einer starken Gruppenphase ist er zwar in die Trostrunde gekommen, allerdings war dort seine Turnierreise noch nicht beendet. Im Beisein seiner Familie kämpfte er sich ins Halbfinale der Trostrunde, wo er auf einen Dänen traf, der bis dato übermächtig schien. In einem packenden Spiel, dass immer hin und her ging, erkämpfte sich Daniel dank seines Mutes den 5. Satz. Dieser Satz stellte nochmal alles auf den Kopf. Daniel hat es geschafft bei 8:10 zwei Matchbälle abzuwehren und so springe ich zum ersten Matchball für Daniel. Es steht 12:11 im 5. Satz des Halbfinales und der Gegner hat Aufschlag. In der Schlussphase des Spieles entdeckte der Gegner, dass lange schnelle Seitüberschnittaufschläge in Daniels Rückhand meistens zu einem schnellen Punkt führten, da der Rückschlag oft zu hochkam und der Gegner schießen konnte. Dieser Aufschlag würde auch jetzt wieder gespielt werden, dass wusste jeder in der Halle. Zum Leidwesen des Gegners wusste es allerdings auch Daniel, der sich bei eigenem Matchball im Halbfinale nochmal was ganz Besonderes ausgedacht hat. Als der Gegner diesen Aufschlag auspackte umlief Daniel, zur Überraschung aller, blitzschnell seine eigene Rückhand und zog den Ball mit der Vorhand perfekt parallel die Linie entlang auf die Ecke. Mit diesem Ball schockte Daniel nicht nur den Gegner, sondern versetzte den Rest der Halle in völlige Ekstase. Mit diesem Weltklasseball hat er sich das Finale der Trostrunde verdient, in dem er allerdings an einem Spieler der Ängby Fraktion scheiterte.

Nach einer weiteren Etappentour zur Jugendherberge ließen wir den Tag nochmal Revue passieren. Das gemeinsame Meiern hat bei den Jungs ein Feuer entfacht. So wurden Sitzordnungen getauscht und Allianzen geschmiedet. Beim Spielen konnte jeder auch nochmal von seinem persönlichen Highlight des Tages erzählen. So ließen wir den Abend entspannt ausklingen, ehe am letzten Tag die Platzierungsspiele des Mannschaftswettbewerbes anstanden.

Da auf diesen Ostersonntag auch noch die Zeitumstellung fiel, traten wir mit einer Stunde weniger Schlaf das erste Spiel des letzten Tages an. Gespielt wurde gegen Lübeck. Da wir in den letzten Jahren immer irgendwann auf Lübeck trafen, kann man fast von einem Traditionsduell sprechen. Gerade Eddi konnte man die Nacht mit weniger Schlaf ansehen. Als seine Trainer sich von ihm mehr Sportlichkeit wünschten, sodass er mal ins Schwitzen kommt, entgegnete er: „ich habe seit 3 Jahren nicht mehr geschwitzt“. Bei so einem anatomischen Fakt sind uns als Trainer auch die Hände gebunden. Trotz dieser kleinen Start Schwierigkeiten, konnten wir das Spiel gegen Lübeck für uns entscheiden, sodass es im zweiten und letzten Spiel gegen die Materialspezialisten aus Lyckeby ging. Materialspezialisten deshalb, weil von drei Spielern einer Doppelnoppe und einer lange Noppe spielten. Zum Glück hat Coach Grone mit den Kindern vor Turnierstart nochmal eine kleine Noppeneinheit gemacht. Dieses Extratraining zahlte sich aus. Alle haben sich sehr gut gegen die Noppen geschlagen, sodass wir auch dieses zweite und letzte Spiel gewinnen konnten und uns somit einen großartigen 13. Platz erspielt haben.

Während die Kinder unter der Dusche standen, hatten die Trainer Zeit selbst ein bisschen zu spielen. Bei einem Showmatch von Coach Grone gegen Coach Nick schaffte Grone es nicht 10(!!!) Matchbälle zu verwandeln. Damit handelte er sich völlig zurecht zwei Runden unter dem Tisch krabbeln ein. Frisch geduscht ging es auf dem Weg zum Bahnhof noch ein letztes Mal den Flensburger Berg hinunter. Da ich meine Lektion was Fahrkarten für Mensch und Rad angeht auf der Hinfahrt gelernt habe, kaufte ich dieses Mal für alle Beteiligten die richtigen Tickets, ehe es zurück nach Hause ging.

Abschließend bliebt mir nichts anderes übrig, als mich bei allen Beteiligten für eine großartige Turnierfahrt zu bedanken. Ich weiß nicht, wann der Wecker nächstes Jahr klingelt, aber bei einem bin ich mir sicher: Der WTB wird auch nächstes Jahr wieder Trends setzten.

 

 

 

Ein Bericht von Nick Rollenhagen

 

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